Liebesgedicht (apollinisch)

So lange ich atme,
Hoffe ich.
So lange ich hoffe,
Lieb' ich Dich.
So lange ich Dich liebe,
Verlier' ich mich,
In Deinen wunderschönen Augen.

Denn in ihnen
Spiegelt sich
Die Welt, die mir
Einst so fürchterlich
Und schwer war zu ertragen,
In den allerschönsten Farben.

Und so kann ich nun
Die Welt,
Durch Deine lieben
Augen sehn.
Und denk' Dir nur,
Für Augenblicke
Glaub' ich,
Dich gänzlich zu verstehn.

Ich fühl' den Sinn,
Den Du mir gibst,
Wenn Du mir zeigst,
Daß Du mich liebst,
Und mir sagst,
Daß ich den
Menschen
Über die Menschheit
Allzuoft vergesse.

Doch wäre es
Für Dich
Nicht auch
Von Interesse,
Die Welt durch meine
Müden Augen anzusehn?
Gewiß, ich muß gestehn
Meine Welt
Ist nicht so schön
Wie Deine.

Denn um zu erkennen,
Daß die Menschen
Zu weit mehr noch taugen,
Als zum Morden,
Streiten und Verbrennen,
Bedarf es anderer Augen,
Als die, mit denen ich
Die Welt erfasse.

Doch spiegelt sich
Die große Menschenmasse
In solch schönen Augen
Wie den Deinen,
Vergeß' ich das Übel,
Das uns umgibt,
Und fange an zu weinen,
Glücklich - wie ein kleines Kind.

Ach, wie lieb' ich
Deine Augen,
Die mir,
Auch in Zeiten der Finsternis,
Quellen der Hoffnung
Und Liebe
Geblieben sind.

            M.S.Salomon 1990

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